Raiffeisenbank Murau
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Raiffeisenbank Murau

Bundesstraße 5, 8850 Murau, Steiermark
Objekt des Monats: 07/2011

klimaaktiv Gold, Neubau

Neubau Verwaltungsgebäude – Raiffeisenbank Murau

Der Neubau der Raiffeisenbank Murau ist ein Vorzeigebau für ein Büro-, Kunden- und Kompetenzzentrum im Hinblick auf Funktion, Wirtschaftlichkeit, Umwelt und Nachhaltigkeit. Und dies weit über die Grenzen der Region Murau hinaus. Für die Kunden der Raiffeisenbank Murau ergeben sich für die Zukunft dadurch viele Vorteile. Darüber hinaus leistet die Raiffeisenbank damit einen vorbildhaften Beitrag zum Klimaschutz.

Pilotprojekt Ökobau – angepasst an die Holzregion Murau:

Dieses „Haus der Zukunft“ ist ein beispielgebendes Pilotprojekt für ein ökologisches, ökonomisches und gesundheitliches Bauen. In dieser Holzregion Murau wurde vor allem der vor Ort vorhandene Baustoff verwendet. Holz ist ein High-Tech-Baustoff, der für diesen Bau – egal ob innen, außen, konstruktiv oder als Verkleidung – zu hoch beanspruchten Platten, Träger und Stützen verarbeitet wurde.

Das neue, innovative Kunden-Bürohauskonzept vereint mit dieser Bauweise neben dem guten und gesunden Raumklima auch die Nutzungsmöglichkeiten gemeinsamer Infrastruktur und eine flexible Gestaltung der Büroflächen um das Zentrum des Geschehens. Diese sogenannte offene Bauweise ermöglicht den Mitarbeitern beste Business-Kundenkontakte und soziale Anbindungen innerhalb des Hauses. Der Lebensraum Arbeitsplatz soll somit zu einem Ort des Wohlfühlens für die Mitarbeiter und die Kunden werden.

Dieses Bauvorhaben stellt mit ca. 2.300 m² Bruttogeschossfläche eines der größten Passivhaus-Projekte im Süden Österreichs bzw. in der Steiermark dar.

Ebenso war die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen nicht erwünscht. Es sollten die am Standort verfügbaren Energiequellen (Sonne, Erde, Wasser) zum Einsatz kommen. Die Regenwassernutzung und die Stromerzeugung mittels Photovoltaik waren weitere wichtige Beiträge im Gebäudekonzept.

Wesentlich waren auch gesundheitliche Aspekte, denn die ständig benutzten Arbeitsplätze sollten hell, freundlich, behaglich, störzonen- und zugluftfrei sein (dies ist besonders bei der Raumkühlung zu beachten).

Angestrebt wurde ein fortschrittliches Büro-Kundengebäude, das letztlich kaum mehr als ein herkömmlicher Bau kostet und trotzdem alles bietet, was von einem modernen, innovativen Bürogebäude erwartet wird – und das mit niedrigen Folgekosten.

Objekt – Energieeffizienz:

Architektonisch fällt der äußerst kompakte Baukörper (Passivhaus-Bauweise!) mit seiner extravaganten Form eines Zylinders auf, welcher die städtebauliche Umgebung von Murau sehr gut wahrnimmt. Das voll unterkellerte viergeschossige Gebäude wurde in Beton-/Holzbauweise errichtet. Die hinterlüftete Fassade und die restliche Außenhülle wurden mit einer extrem guten Wärmedämmung versehen.

Die Holz-Alufenster (mit Außenjalousien als Sonnenschutz) sowie die Fassaden¬verglasungen wurden ebenso in hochwertigen Ausführungen gewählt, um ein gutes Schall- und Dämmergebnis zu erreichen.

Im Zentrum des Gebäudes ist ein über drei Geschosse offenes Atrium angeordnet. Mit einem darüber liegendem Glasdach wurde für eine natürliche Belichtung bis in die untersten Geschosse gesorgt.

Als Baustoffe kamen – wo möglich – umweltfreundliche Bauprodukte zum Einsatz. Besonderes Augenmerk lag auf Dämmmaterialien mit Umweltzeichen, PVC-freie Materialien, Recyclingprodukte und nachwachsende Rohstoffe. Dadurch wurden hohe CO2-Einsparungen bewirkt.

Auf Grund der Passivhausbauweise ist eine geringe Heiz- bzw. Kühlleistung notwendig. Die Lüftung erfolgt über eine zentrale Komfortlüftungsanlage, bei der mit einem Wärmetauscher die Energie der Abluft zurück gewonnen wird. Die Raumtemperatur kann individuell gesteuert werden.

Durch die 84 m² Fassaden-Kollektoren wird erstrangig die Heizung bzw. das Warmwasser von der Sonne versorgt. Zusätzlich wird mittels einer Erdwärme-Anlage (Wärmepumpen, Tiefensonden) die noch zusätzlich benötigte Energie erzeugt.

Die Kühlung erfolgt über eine Kühldecke (Kühlrohre hinter abgehängten Akustikgipsplatten), welche zugfrei und damit gesundheitlich von Vorteil ist, da die Kühle "herunterrieselt". Bei dieser Art der Kühlung werden die Wärmepumpen kaum benötigt; hier laufen meist nur die Umwälzpumpen. Diese durch Erdsonden natürlich gekühlte Flüssigkeit wird in die Kühldecke transportiert und die dort erwärmte Flüssigkeit wieder zurück in die Erde gepumpt (freie Kühlung). Mit dieser Vorgangsweise wird gegenüber einer herkömmlichen Gebläsekühlung eine enorme Einsparung an elektrischer Energie möglich.

Sehr großer Wert wurde auf die eigene Stromversorgung gelegt. Mit der 64 m² großen Photovoltaik-Anlage auf dem Flachdach werden jährlich rund 11.000 kW/h Strom erzeugt. Die geografische Lage des Bauobjektes – es gibt in diesem Gebiet kaum Nebel – spricht für eine optimale Stromerzeugung.

Eine Regenwassernutzungsanlage mit einem großen Fassungsvermögen sorgt dafür, dass das Dachwasser nicht zur Versickerung gebracht werden muss. Das Wasser steht für die Pflanzen im Garten, für Außenreinigungsarbeiten und die WC-Spülungen zur Verfügung.

Planung und Bauzeit:

Die Vorstellungen der Verantwortlichen der Raiffeisenbank Murau wurden zusammen mit dem Raiffeisenverband Steiermark in einer Ausschreibung für einen Planungswettbewerb zusammengefasst. Dabei waren vor allem die Kriterien der Funktion, Gesundheit & Wohlbefinden, Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtig – dies ganz im Sinne der Raiffeisen-Klimaschutzinitiative.

Den Zuschlag des Planungswettbewerbs erhielt das Planungsbüro Jehsenko, Graz. Mit Unterstützung weiterer Fachleute und diverser Baufirmen – vorwiegend aus der Region Murau – wurde dieses einzigartige Bankgebäude errichtet und Ende November 2010 seiner Bestimmung übergeben.

Gebäudedaten:

Geschossanzahl: 4 Geschosse
Bruttogeschossfläche: ca. 2.300 m²
Umbautes B. Volumen: ca. 9.300 m³
Energiekennzahl nach OIB: 9,37 kWh/m²a (HWBBGF,Ref A++)
Energiekennzahl nach PHPP: 12 kWh/m²a (Passivhaus)
Energieversorgung: Thermische Solaranlage 84 m²
-> Deckungsgrad von 14,6 %
5.000 l Pufferspeicher
Erdwärmeanlage mittels 21 Bohrungen á 100m
Emissionsverringerung
durch Solar: ca. 3500 kg CO2 pro Jahr oder
15.650 kWh Energieeinsparung pro Jahr
Photovoltaikanlage: 67 m² (ca. 11 kWp)
Regenwasserbehälter: 20.000 l für Regenwassernutzung
Baubeginn: Sommer 2009
Fertigstellung: November 2010

Allgemein

Bürogebäude
klimaaktiv Deklaration: 2017
klimaaktiv Punkte: 941 von 1000

Kategorie klimaaktiv Punkte
Standort 0
Energie und Versorgung 0
Baustoffe und Konstruktion 0
Komfort und Gesundheit 0

Beteiligte

BauherrIn / Bauträger: Raiffeisenbank Murau
Architekt / Planung: Bauplanung & Betreuungs- GmbH
Bauphysik: TBH Ingenieur GmbH
Haustechnik, HKL, E-Technik: TBH Ingenieur GmbH
Gebäudedeklaration durch: rvstmk

Kriterium Wert
Konditionierte Brutto-Grundfläche (BGF) 1757.00 m²
Nettonutzfläche 2009.00 m²
Anzahl der Wohn-/Nutzungseinheiten Büro inkl. Bank für ca. 30 Mitarbeiter
Art des Lüftungssystems mit Wärmerückgewinnung
Bereitstellung Warmwasser zentral

Energiedaten berechnet nach OIB Richtlinie 6 - 2011 oder älter

Kriterium Wert
Heizwärmebedarf (HWB) 2.00 kWh/m³a
Primärenergiebedarf (PEB) 104.00 kWh/m²EBFa